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Press Archive 1996

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Fürther Nachrichten, 1996, BIRGIT JANTSCHKE

 

Facetten Afrikas

Vier Künstler nutzen Halle neben der Pyramide als Ausstellungsraum



„Afri-Car“: George Lilanga aus Tanzania widmet sich während der Afrika-Wochen hingebungsvoll der Kunst am Auto. Foto: Meyer

Die kahle Lagerhalle gleich neben der Hotel-Pyramide hat wohl noch nie so viel buntes Treiben erlebt wie im Moment: Hier zeigt George Lilanga aus Tanzania mit der Aktion „Afri-Car“ eine Kunst-Performance der ganz besonderen Art. Der Mann mit der grünen Schirmmütze kauert in Socken auf einem kleinen Holzschemel neben einem Weißen Ford-Kombi. Bedächtig malt er mit feinen Pinselstrichen die Konturen aus, die er zuvor mit Bleistift auf den Autolack skizziert hat.

 

Wer eine laute schrille Performance mit Show-Effekten erwartet hat, wie sie hierzulande nicht selten sind, kennt Lilanga schlecht. Der gelernte Holzschnitzer, der die verschlungenen Figuren der traditionellen Schnitzarbeiten in seine Malerei übernommen hat, wird wohl noch Tage brauchen, bis sein Kunstwerk vollendet ist.

 

Zuschauer erlaubt

Interessierte haben aber durchaus die Möglichkeit, sich den Fortgang seiner Arbeit anzusehen. Die vier Künstler, denen das Lagerhaus während der Afrika-Wochen als Werkstatt und Ausstellungsraum zugleich dient, lassen sich bei ihrer Arbeit gern über die Schulter schauen.

 

In einer Ecke hockt Alice Musarara auf dem Boden und schmirgelt mit Sandpapier ihre fast fertige Steinskulptur. Daneben hat die schwarze rastalockige Künstlerin aber noch genug Zeit, über das ganze Gesicht lachend die Fragen neugieriger Besucher zu beantworten.

 

Neben ihr hält ihr Künstler-Kollege, dessen Mütze aus Leopardenfell offenbar eine Art Markenzeichen ist, einen rohen Steinklotz zwischen seinen gegrätschten Beinen. Bernard Matemera, einer der berühmtesten Bildhauer Zimbabwes, bearbeitet mit Hammer und Meißel seinen Stein und blickt mit unbewegtem Gesicht in die Runde.

 

Matemera und Musarara leben in der Künstlerkolonie Tengenenge die 150 Kilometer nördlich von Zimbabwes Hauptstadt Harare nahe einem verlassenen Steinbruch liegt. Dort verwirklichte der ehemalige Tabakfarmer Tom Blomefield, dem das Areal gehört, seinen Langgehegten Wunsch, sich mit Kollegen zusammen ganz auf die Bildhauerei zu konzentrieren. Der kleine Kugelrunde Mann, der mit seinem Rauschebart wie ein lebensgroßer Gartenzwerg aussieht, sitzt im Fürther Lagerhaus hinter einem kleinen Tisch und unterhält sich angeregt. Die freudestrahlende Einladung an seine Fürther Gesprächspartnerin doch unbedingt mal in Tengenenge vorbeizuschauen, kommt von Herzen.

 

Wer sich eine solche Reise nicht leisten kann, erhält bis zum 11. Oktober in Fürth Gelegenheit, selbst Hand anzulegen: In Workshops vermitteln die afrikanischen Künstler die Grundkenntnisse des Steinmetzen. Die Verkaufsausstellung ihrer Skulpturen läuft parallel dazu weiter. Und irgendwann wird auch das fertigbemalte Auto-Kunstwerk von George Lilanga in der Gustav-Schickedanz-Straße 2 zu bewundern sein.