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Press Archive 1994

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Nürnberger Zeitung, 1994, -BX-

 

In den Galerien – In den Galerien

Auf Elefantenfüßen: A .Paul Webers „Der Ignorant“,1939, Kreidelithographie mit grauer Farbwalzung.

DEM SCHRECK DES ERKENNENS folgt kein erleichtertes Aufatmen: Weder in den Arbeiten des Francisco Goya, Honoré Daumier oder James Ensor, noch bei A. Paul Weber, dem deutschen Nachfolger dieser großen satirischen Zeichner blitzt jener Funken Hoffnung auf, der den Betrachter wieder mit der Welt versöhnen könnte.

 

29 Lithographien des 1893 in Thüringen geborenen Weber sind derzeit im Foyer des Stadttheaters Fürth zu sehen. Sicherlich gehören sie nicht zu den vorzüglichsten Arbeiten des Meisters, aber alle sind typisch, unverwechselbar, wie die ganz berühmten, „Das Gerücht“ oder „Hitler - ein deutsches Verhängnis“, die so ganz und gar finster und gemein sind.

 

In Fürth ist etwa die Lithographie „Rückrat raus“ aus dem Jahr 1951 zu sehen, anhand der man die Anatomie einer wirbel-, charakterlosen Person genauestens studieren kann. Drastisch auch „Der Alptraum“ von 1956, der dem schlafenden Bürger als Atombombe im Gewand einer riesigen speckigen Kakerlake aufs Bettuch kriecht. Das sind geniale Metaphern, die uns wütend und hilflos machen.

 

Frappierend auch wie weitsichtig Andreas Paul Webers Kunst immer gewesen ist, wie früh sie den Finger in die Wunde gelegt hat. Dies gilt eben nicht nur für das dräuende Unheil des Nazismus, das Weber früher als andere gesehen hat. Noch kurz vor seinem Tod 1980 entstanden „Der sterbende Hecht“, „Entsorgungspark“ oder „Botanik 2000“, die die fortschreitende Umweltzerstörung geißeln. Mehr als zwanzig Jahre sind diese Arbeiten nun schon alt…