room for humour
Press Archive 2002
"Out of Africa", Villa Dessauer, Bamberg, 14.03. – 14.04.2002
[Fanizani Akuda (1932 - 2011)] [Godfried Donkor] [Paa Joe] [George Lilanga (1934 - 2005)]
[Margaret Majo] [Isaia Manzini] [Kivuthi Mbuno] [Middle Art] [Martin Mushoma] [Richard Onyango] [Joel Oswaggo] [Chéri Samba] [Zephania Tshuma (1932 - 2000)] [Twins Seven Seven (1944 – 2011)]
Fränkischer Tag, 23.03.2002, OLIVER PFOHLMANN
Renaissance mit bunter Originalität
Ausstellung moderner afrikanischer Kunst in der Bamberger Dessauervilla
Chéri Samba: „Marche de Soutien“ aus der Ausstellung in der Bamberger Dessauervilla. Foto: Emil Bauer
„Out of Africa“ heißt die Ausstellung mit Werken 13 zeitgenössischer afrikanischer Künstler, die der Kunstverein Bamberg in der Stadtgalerie initiiert hat.
Eine dicke weiße Frau, die schläft und dabei dem Betrachter ihr ausladendes Hinterteil präsentiert, notdürftig von einem roten Slip bekleidet. Ein Bild weiter tanzt sie mit einem eher schmächtigen schwarzen Mann. Die Frau lacht den Mann herausfordernd an. Ein ungleiches Paar, über das man schmunzeln kann. -Geht das zusammen? Der kenianische Maler Richard Onyango hat in diesen und weiteren plakativen, humorvollen Bildern seine Beziehung zu einer fülligen Exgelieben dargestellt.
Vitale Kunstszene
Ein Test: Was fällt einem zu „afrikanischer Kunst“ ein? Vermutlich diverse religiöse Kunstgegenstände, magisch aussehende Figuren, exotische Malereien. Eben das, was der Afrikatourist aus Souvenirläden kennt, „Airport art“, Touristenkram. Davon, dass auf dem Riesenkontinent eine vielfältige, vitale Kunstszene entstanden ist, weiß man in der so genannten Ersten Welt noch immer viel zu wenig. Im Unterschied zu früheren, noch in Stammesgemeinschaften beheimateten Künstlergenerationen zeichnen sich Afrikas Künstler heute durch ein Bewusstsein für Individualität und Originalität aus. Kenner der Szene wie Bernd Kleine Gunk sprechen sogar von einer „afrikanischen Renaissance”.
Wem dies zu hoch gegriffen erscheint, kann sich eines Besseren belehren lassen. In der Dessauervilla präsentiert der Bamberger Kunstverein in Zusammenarbeit mit der Fürther Galerie ZAK einen kleinen Teil der umfangreichen Privatsammlung Kleine-Gunks. Der Chefarzt einer Fürther Privatklinik, der mehrere Jahre lang als Entwicklungshelfer in Zimbabwe tätig war, zählt zu jenem Handvoll enthusiastischer Sammler, die Afrikas moderne Kunst einem europäischen Publikum vermitteln. Er hilft als Mäzen dort, wo ein Kunstbetrieb mit Fördermöglichkeiten, Stipendien, Galerien bis auf weiteres fehlt. Viele der von ihm geförderten Künstlerpersönlichkeiten sind längst auch international bekannt geworden.
Twins Seven Seven zum Beispiel, ein aus Nigeria stammendes Multitalent zum Beispiel, das in Bamberg mit „Sculptur-Paintings“ vertreten ist: Dünne Lagen von bemaltem Holz sind aufeinander geheftet und geben den detail- und ornamentreichen Bildern, die von der Geschichte seines Volkes, den Yoruba, handeln, eine plastische Dimension.
Bekannt für seine engagierte Kunst wurde auch der Ghanaer Godfried Donkor, von dem eine „From Slave to Champ“ betitelte Serie mit „Mixed-Media-Arbeiten“ zu sehen ist: Vor dem Grundriss eines Sklavenschiffes posieren schwarzhäutige Schönheiten und farbige Boxchampions, die Köpfe umgeben von einer rötlichen Aura, die sich bei genauem Hinsehen als Zeitungsausschnitte mit Börsenkursen erweisen.
Andere Künstler arbeiten bevorzugt mit Abfallmaterialien: Martin Mushomas wunderschön-schrecklicher Paradiesvogel, eine feingliedrige furchteinflößende Stahlskulptur, scheint jeden Moment zum Leben zu erwachen. Die aus Zimbabwe stammende Margaret Majo hat Kronkorken zu ihrem künstlerischen Medium erkoren: Aus unzähligen verzierten, lackierten Korken, „Painted-Bottel-Tops“, arrangiert sie ihre eindrucksvollen Bilder.
Über Umwege zur Kunst
Das Afrikas Künstler häufig erst über Umwege zur Kunst finden, zeigt das Beispiel Middleart: Er begann als Schildermaler für Frisörgeschäfte und wandte sich dabei mehr und mehr aktuellen Themen zu. Die Grenze Kunst-Gebrauchsgegenstand lotet auf makabre Weise auch Kane Kwei aus. Seine Särge sind durchaus für den Gebrauch bestimmt – und sind zugleich originäre Artefakte: Seit 20 Jahren fertigt Kwei Särge aus dem Bedürfnis heraus, den Verstorbenen auf eine individuelle, seiner Persönlichkeit entsprechende Weise zu bestatten: Ein Gemüsehändler bekam so einen Zwiebelsarg. Ist es nur Zufall, dass in Bamberg ein Bierflaschensarg (ghanaisches „Club Beer“) ausgestellt ist?