room for humour
Press Archive 2002
"Life Colours", Zeitgenössische Kunst aus Afrika, SiemensForum Erlangen, Erlangen,
[Fanizani Akuda (1932 – 2011)] [Paa Joe] [John Kilaka] [George Lilanga (1934 - 2005)]
[Isaia Manzini] [Peter Martin (1959 – 2005)] [Zachariah Mbutha] [Richard Onyango]
[Joel Oswaggo] [Abdallah Salim] [Chéri Samba] [Lazarus Takawira]
[Zephania Tshuma (1932 – 2000)] [Twins Seven Seven (1944 – 2011)]
Nürnberger Nachrichten, 19./20.01.2002, BIRGIT RUF
Holzköpfe und Steinbräute
Afrikanische Kunst in Erlangen
Den europäisch-afrikanischen „Culture Clash“ thematisiert Abdallah Salim in seiner Installation.
Foto: SiemensForum
Typisch Tourist: Der fette Urlauber im Sommer-Freizeit-Look zückt die Kamera und hält unverhohlen und sicherlich ungefragt auf die verschleierten Frauen. Eine Szene die Abdallah Salim in seiner Heimat, dem islamischen Teil Kenias, wohl oft gesehen hat, und die den Künstler zu seiner effektvollen Installation aus lebensgroßen Holzfiguren inspiriert hat. Das siebenteilige Ensemble ist eine von zahlreichen sehenswerten Arbeiten in der Ausstellung zeitgenössischer afrikanischer Kunst im SiemensForum Erlangen.
Aus der Sammlung des Fürther Arztes Bernd Kleine-Gunk stammen die Bilder, Skulpturen – und Särge, Paa Joe, ein Künstler aus Ghana, hat die hölzernen Kisten in adäquate Form für ihre künftigen Benutzer gebracht: Ein wohlhabender Arzt etwa wird sich in der überdimensionierten, mit feinem Stoff ausgelegten Spritze zur letzten Ruhe begeben. Die prestigeprächtigen Bestattungsobjekte flankieren gemalte Krankenhausszenen von Peter Martin aus Tansania: Im „District hospital“ werden Kinder gewogen und Infusionen gelegt, der europäische Buschdoktor (eine Hommage an Kleine-Gunk) hält seine Sprechstunde ab.
Aus acht Ländern des schwarzen Kontinents – von Äthiopien bis Simbabwe – kommen die rund 20 Künstler. Ihre Bilder erzählen liebevoll und detailreich heitere bis düstere Geschichten aus dem Alltag. „Dark Future“ heißt zum Beispiel Joel Oswaggos Gemälde, das wahrlich eine dunkle Zukunft erahnen lässt: Ein Hirte kauert niedergeschlagen neben seinen wenigen Schafen. Die Bewohner von Oswaggos „Fischerdorf“ sind unterernährt, kochen ihr mageres Gericht über offener Flamme. Hoffnung auf ein besseres Leben vermittelt immerhin der Junge, der im Hintergrund ein Buch studiert. Großstadtflair dagegen in den Bildern Chéri Sambas. Er lebt und arbeitet in Kinshasa, zeigt die Jugend im Glitzerfummel unter der Disco-Kugel.
Archaischer sind die Themen, traditioneller ist die Arbeitsweise von Twins Seven Seven. „Skulpturenmalerei“ nennt er seine Reliefs, die aus dünnen Lagen von bemaltem Holz aufeinandergenagelt und von allerlei Getier bevölkert sind. Typisch Comic-haftes von George Lilanga ist dabei, dem „Keith Haring Afrikas“, dessen Gestalten mit riesigen Mündern und krakenartigen Extremitäten in die Bildfläche wuchern.
Der aufdringliche Holzkopf im Urlaubsdress hat übrigens eine reihe stummer Zuschauer. Eine Katze, eine Braut und ein Elefant sind mit vielen anderen Steinskulpturen im Halbkreis um die Bühne gruppiert, auf der die Holzskulpturen stehen als hervorragende Beispiele für die Bildhauer-Arbeiten der rhodesischen Künstlerkolonie Tengenenge.