room for humour

Press Archive 2010

Read article

Fürther Nachrichten, 11.06.2010, MARION REINHARDT

 

Weltmeisterliche Fantasie

Die Art-Agency Hammond widmet sich dem »Kunstkontinent Afrika«


Parallel zur Fußball-WM zeigt die Art-Agency Hammond in der Sparkasse faszinierende Bilder und Skulpturen vom »Kunstkontinent Afrika«.

Ruhe rasant: Der Ghanaer Joe Paa schuf diesen Sarg in Form einer Gebärmutter. Foto: Thomas Scherer

Der 1944 in Nigeria geborene Prince Twins Seven Seven gehört zu den schillerndsten und bekanntesten Künstlern Afrikas – seine Werke hängen im Pariser Centre Pompidou und im New Yorker MoMA, 2005 erhielt er den Preis »Unesco Artist for Peace«. Genauso schillernd wie er selbst sind seine in Fürth schon mehrfach gezeigten Bilder und Holzreliefs.

Der Künstler hat im Lauf der Zeit einen unverkennbaren Stil entwickelt. Jeder Zentimeter seiner Bilder ist über und über bedeckt mit linearen, ornamental wirkenden Zeichnungen, die er in allen Farben ausfüllt. Sie gleichen so genannten »Wimmelbildern«, auf denen es unendlich viel zu entdecken gibt – Fabelwesen, Tiere, Menschen mit stark betonten Augen. Jedes Werk erzählt eine Geschichte. Mit seinen Holzreliefs hat Twins Seven Seven außerdem eine eigenständige Technik entwickelt, die den Bildern Tiefe verleiht.

Neben den Bildern zeigt die Ausstellung auch Steinskulpturen der ShonaBildhauer aus Zimbabwe, die vor allem in den 70er und 80er Jahren schwer im Trend lagen. Die aus Serpentin gefertigten, stark stilisierten Köpfe, Figuren und strahlen mit ihrer Oberflächenglätte und ihren runden Formen einen besonderen haptischen Reiz aus.

Absoluter Hingucker der Präsentation in der Kundenhalle ist allerdings eine stattliche Skulptur in Bonbon-Rosa, die sich als Sarg eines Gynäkologen entpuppt und eine Gebärmutter mit Eierstöcken nachbildet. In Ghana ist es nämlich üblich, Särge mit Bezug zum Beruf oder einer besonderen Eigenschaft des Verstorbenen herzustellen. Bei den Särgen handelt es sich nicht um reine Kunstwerke, sondern in erster Linie um echte Gebrauchsgegenstände, die auch heute noch gefertigt und benutzt werden. Der in Fürth gezeigte Sarg ist eine individuelle Anfertigung des Künstlers und Sargmachers Joe Paa für den Fürther Gynäkologen Bernd Kleine-Gunk. Ebenso wie die ausgestellten Bilder und Skulpturen stammt er aus dessen Sammlung.

Kleine-Gunk war Ende der 80er Jahre als ärztlicher Entwicklungshelfer in Zimbabwe und kam dort in Kontakt mit afrikanischer Kunst. In seiner Einführung wies er am Mittwochabend auf die hohe Qualität der Shona-Skulpturen der ersten Künstlergeneration hin, von denen die Ausstellung eine ganze Reihe zeigt. All diese Künstler sind Autodidakten, wie auch Prince Twins SevenSeven.

Über dessen rätselhaften Künstlernamen konnte Kleine-Gunk aufklären: Der Nigerianer kommt aus einer Gegend, in der Zwillingsgeburten besonders häufig sind. Und so bekam auch seine Mutter Zwillinge, allerdings gleich sieben Mal. Alle waren Jungen. 13 der Brüder starben. Nur Prince Twins Seven-Seven überlebte.