room for humour

Press Archive 2009

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Fürther Nachrichten, 19.11.2009, ANNE PETERS

 

Augenzwinkerndes Roadmovie über Miss Libertys Land

Art-Agency Hammond zeigt Arbeiten des Heroldsberger Karikaturisten und Illustrators

Andreas Floris in der Sparkasse

Bevorzugt die schlanke Linie: Andreas Floris. Foto: Thomas Scherer

Der Mann führt einen schnellen Pinselstrich. Deshalb hat Andreas Floris im Irland-Urlaub 2006 über 30 Bilder angefertigt, zwei pro Tag. Aber nur, weil er so wenig Platz hatte. Sonst wären es mehr geworden.

 

Das Ergebnis, stimmungsvolle Acryl-Werke in Meeresfarben, kann man derzeit in der Sparkasse in der Maxstraße bewundern. Hinzu kommen Mischtechnik-Arbeiten im Comic-Stil, die sich, ebenso flott zu Papier gebracht, mit den USA beschäftigen. Da entweicht der Geist der Freiheit in Form von Miss Liberty aus einer Coladose, Micky Maus ist ein korpulenter Geschäftsmann und Schweinchen Piggy mampft Burger.

 

«Ich war 1982 und 1984 in den USA und habe pro Reise rund 15000 Kilometer zurückgelegt. Dabei sind die Ideen zu den Bildern entstanden«, erzählt Floris. Das erklärt, weshalb die Bilder etwas von einem Roadmovie an sich haben. «Typische«, natürlich völlig klischierte Amerikaner führen ihre Hunde aus, die ihnen verdächtig ähnlich sehen, Humphrey Bogart sitzt lässig in «Rick’s Coffee Shop«, ein Truck brettert durch eine Einöde, ein Boxer lässt sich für 500000 Dollar K.O. schlagen, die Wallstreet ist überirdisch mächtig - alles, was einem spontan zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten einfallen könnte, taucht auf. Ergänzend umschlingt ein «globaler« Krake erdrückend die Welt.

 

Klar, das alles ist nicht bierernst zu nehmen, sondern hat, gerade wegen seiner technischen Finesse, viel bissigen Humor. Kein Wunder, denn der Mann ist Pressezeichner, Illustrator und Karikaturist. Darum ist auch sein Blick auf das abendliche Nürnberg ein sehr spezieller. Die Nacht in der Noris ist von segelnden Fledermäusen geprägt.

 

Ironisch distanzierter Stil

Die Momentaufnahmen, die Floris scheinbar so leicht hinwirft, bewegen sich gekonnt zwischen der journalistischen Arbeit mit aktuellen politischen Anspielungen einerseits und Wahrnehmungen aus dem psychologischen Bereich andererseits. Das ergibt in der Summe einen ironisch distanzierten Stil, der mit wenigen Konturen das Wesentliche zu erfassen und zu enthüllen weiß.

Auf Bitterböses verzichtet Floris, er hat Provokationen nicht nötig. Stattdessen wirkt manches sympathisch unfertig, frei nach dem Motto: Das Hingeblätterte kommt mehr aus dem Kopf als aus der Hand. Und das ist schließlich ein Qualitätsmerkmal. Wenn der Gedanke klar zutage liegt, muss kein Strich verschwendet werden. Pointiert nennt man das wohl. Sehenswert.