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Press Archive 2012

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Fürther Nachrichten, 27.01.2012, CLAUDIA SCHULLER

 

Der Himmel hängt voller Chilis

André Debus’ witzige Ölgemälde zeigt die Art-Agency Hammond im Stadttheater

Scharfe Neuigkeiten aus der Toskana: André Debus übertreibt es zuweilen mit der (selbst-)ironischen Maler-Attitüde, doch handwerklich geht er sattelfest zu werke. Repro: FN

FÜRTH - Mit Selbstironie ist er auf du und du: „Intelligent und gutaussehend“ hat der Nürnberger Künstler André Debus seine Ausstellung genannt, die die Art-Agency Hammond aktuell im Stadttheater präsentiert.

 

Mit Vorliebe schmuggelt André Debus einen geliebten Mitmenschen ins Bild: sich selbst. Da sieht man den Maler, Jahrgang 1978, ganz klassisch vor seiner Staffelei, bei einem rauschenden Bacchanal umringt von Nackten, beim Tänzchen mit einem Skelett, mit mittelalterlicher Kapuze unter einem Galgen, im Kampf mit dem inneren Schweinehund, als großes Ich mit verschiedenen kleinen Debussen an der Hand. Er macht Liegestütze, arbeitet als Rembrandt am Laptop, hat auf einem Selbstportrait eine Knochenhand und beäugt sich auf einem anderen als Konkurrent in steifer Halskrause – Debus in allen Lebenslagen.

 

Gerne versetzt er sein Alter Ego in typische, kunsthistorisch vertraute Szenarien, verleiht religiösen Darstellungen eine freche Würze, genießt barocke Fülle und modernes Leben, nimmt schmachtende Romantiker auf den Arm. Einen Delfin lässt er in einen heimatlichen Fluss hüpfen, vor einem Atomkraftwerk wagt er ein Freudentänzchen, hoch zu Ross überspringt er den Dürerhasen.

 

Temporeich jongliert Debus mit Motiven – und der Ball darf auch ruhig mal runterfallen. Hart auf dem Boden landet er bei „Der Romanz’ Ende“, einem zutiefst bildungsbürgerlichen Genrebild, das eine jammernde, sagenhaft hässliche alte Jungfer zeigt, die wohl Ende des 19. Jahrhunderts verlassen worden sein muss. Die gegenständliche Malweise des Künstlers ist zum Glück so sattelfest, dass keine Peinlichkeit aufkommt. Mensch und Tier sind gekonnt in Öl gegossen oder als Linolschnitt umgesetzt, die Aura alter Werke ist gut erfasst. Eine Arbeit enthält sogar groß den Hinweis „Kopie“ – nur um Missverständnisse auszuschließen. Manchmal tut André Debus des Zeitgeistig-Ironischen zu viel. Frechheit siegt nicht immer – aber doch manchmal.