room for humour

Stadttheater Fürth, built by the architects Fellner and Helmer 1901/1902. © Anestis Aslanidis

 

 

 

"What do you believe?"

Horst Sakulowski & Kay Voigtmann

Stadttheater Fürth

Fürth, Bavaria

20.11.2016 - 17.01.2017

 

 

Vernissage: 21.11.2016

Press Archive

© Fürther Nachrichten, 02.12.2016, SABINE REMPE

 

Logic turns pirouettes

Horst Sakulowski and Kay Voigtmann are exhbiting in the Stadttheater

The dark side of the creature illuminates Horst Sakulowski (left) and Kay Voigtmann with their refined works in the foyer of the Stadttheater Fürth. © Photo: Hans-Joachim Winckler

 

FÜRTH - "What do you believe?" This is a question that even Gretchen from Heinrich Faust could not answer. In the Stadttheater the request to the verbal oath of disclosure is now used as the title for a show with works by Horst Sakulowski and Kay Voigtmann. The exhibition organised by Art-Agency Hammond is reluctant to provide an answer. Instead, there are many new questions. Which in this case is decidedly better.

 

No one can accuse Horst Sakulowski of being trendy or even fashionable. The 73-year-old has brought with him graphite drawings to Fürth, and in doing so he reveals a mastery that is great and a trace confusing. His works, which are now exhibited in the foyer and in the upper circle of the Stadttheater, seem to come at the very first glance from another period. An impression that is quickly relativised. The analytical sharpness with which Sakulowski captures his objects is rooted entirely in the here and now.

 

The man, who comes from the Thuringian Saalfeld and lives in Weida, has a broad range: people and life. So the whole lot. His portraits are realistic and  unmasking  that the viewer feels a slight discomfort, because he inevitably handels his Modell like a surgeon.

 

Sakulowski studied in Leipzig at the Academy of Graphics and Book Art. In 1973, he attracted attention with his "portrait after duty", showing a woman who has obviously fallen asleep completely exhausted. No heroine of work and much less an example in the image world of the real existing GDR-socialism. Sakulowski has always taken the freedom to show what he sees.

 

Finest craftsmanship

In direct neighborhood in the foyer are works by Kay Voigtmann joined to the current show. The 48-year-old was born in Zeulenroda and lives in Gera, he studied like Sakulowski at the university of Leipzig. Bevor that, Voigtmann had to complete an unloved fine mechanics apprenticeship. Stayed, it seems, is his unmistakable sense for finest craftsmanship. His small-format works, currently being shown in Fürth, condense details in lavish diversity in a small format. The viewers want to have a magnifying glass on hand soon, in fear to overlook something.

 

Voigtmann is on the trail of a whole new species. The beings who act in his drawings seem as futile as the accidental appearances of a inkblot test. But their deformity deludes, and quite natural they work as a biped with hands and feet.

 

Really disturbing is the fact that they are easily recognisable because they reveal that they are human beings in all their craziness. Obviously, this is based on a certain degree of wittiness. But that seems not funny to me.

© Fürther Nachrichten, 02.12.2016, SABINE REMPE

 

Die Logik dreht Pirouetten

Horst Sakulowski und Kay Voigtmann stellen im Stadttheater aus

Die dunkle Seite der Kreatur beleuchten Horst Sakulowski (links) und Kay Voigtmann mit ihren raffinierten Arbeiten im Foyer des Fürther Stadttheaters. © Foto: Hans-Joachim Winckler

 

FÜRTH - „Was glaubst du?“ Das ist eine Frage, mit der schon Gretchen bei Heinrich Faust nicht landen konnte. Im Stadttheater dient die Aufforderung zum verbalen Offenbarungseid jetzt als Titel für eine Schau mit Arbeiten von Horst Sakulowski und Kay Voigtmann. Die Ausstellung der Art-Agency Hammond hält sich konsequent mit Antworten zurück. Stattdessen gibt es viele neue Fragen. Was in diesem Fall entschieden besser ist.

 

Niemand kann Horst Sakulowski vorwerfen, Zeitströmungen zu folgen oder gar modisch zu sein. Graphit-Zeichnungen hat der 73-Jährige mit nach Fürth gebracht und dabei offenbart er eine Meisterschaft, die großartig ist und eine Spur verwirrend. Scheinen seine Arbeiten, die jetzt im Foyer und in den Rängen des Stadttheaters hängen, doch auf den allerersten Blick aus einer anderen Zeit zu stammen. Ein Eindruck, der sich rasch relativiert. Denn die analytische Schärfe, mit der Sakulowski seine Objekte erfasst, ist ganz und gar im Hier und Heute verwurzelt.

 

Der Mann, der aus dem thüringischen Saalfeld stammt und in Weida lebt, bespielt ein weites Feld: Die Menschen und das Leben. Das große Ganze also. Seine Porträts sind realistisch und von derart entlarvender Intimität, dass den Betrachter ein leichtes Unwohlsein anfliegt, weil er den Dargestellten zwangsläufig extrem nah auf die Pelle rückt.

 

Sakulowski studierte in Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. 1973 erregte er Aufmerksamkeit mit seinem „Porträt nach Dienst“, das eine Frau zeigt, die offensichtlich völlig erschöpft eingeschlafen ist. Keine Heldin der Arbeit und viel weniger noch ein Vorbild in der Bilderwelt des real existierenden DDR-Sozialismus. Die Freiheit, zu zeigen, was er sieht, hat sich Sakulowski seither immer wieder genommen.

 

Feinste Kunstfertigkeit

In direkter Foyer-Nachbarschaft gesellen sich Arbeiten von Kay Voigtmann zu der aktuellen Schau. Der 48-Jährige kam in Zeulenroda zur Welt und lebt in Gera, sein Studium absolvierte er wie Sakulowski an der Leipziger Hochschule. Zuvor musste Voigtmann eine ungeliebte Feinmechanikerlehre absolvieren. Geblieben, so scheint es, ist davon sein unverkennbarer Sinn für feinste Kunstfertigkeit. Seine kleinformatigen Arbeiten, die derzeit in Fürth gezeigt werden, komprimieren Details in verschwenderischer Vielfalt auf schmalem Raum. Wer sich darauf einlässt, wünscht sich bald, er hätte eine Lupe zur Hand, um nichts zu verpassen.

 

Voigtmann hat die Spur einer ganz neuen Spezies aufgenommen. Die Wesen, die in seinen Zeichnungen agieren, scheinen so absichtslos gestaltet zu sein wie die zufälligen Erscheinungen eines Rorschachtests. Doch ihre Unförmigkeit täuscht, völlig selbstverständlich funktionieren sie als Zweibeiner mit Hand und Fuß.

 

Wirklich verstörend ist bloß der Fakt, dass regelmäßig ein Wiedererkennen einsetzt, weil die Figuren in all ihrer Verschrobenheit menschliche Züge enthüllen. Selbstverständlich liegt dem ein gewisser Witz zugrunde. Doch komisch ist das nicht.

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